Bijamantras und ihre Chakras
Mantras haben in meinem Leben schon früh eine wichtige Rolle gespielt. Ich habe sie zwar nicht selber rezitiert, aber, in einer indischen Musiker- und Tänzerfamilie großgeworden, bin ich schon früh mit deren Schwingungen in Kontakt gekommen. Und ich habe nur wunderschöne Erinnerungen daran, wie ich abends in einen wunderschönen Schlaf gefallen bin mit dem Singsang meines Vaters im Hintergrund. Auch meine Kinder haben sich ganz natürlich und intuitiv einen Zugang zu der Welt der Mantras geschaffen. Sie haben eine Zeitlang fast täglich von sich aus Mantras rezitiert, ich denke, ganz intuitiv, weil sie den Effekt auf ihren Körper gespürt haben.
Sanskrit, die Sprache der Götter
Das Wort Mantra stammt aus dem Sanskrit und setzt sich aus den Worten manas und der Wurzel tri zusammen, was übersetzt soviel bedeutet wie, das Instrument für den Geist. Man kann es als Werkzeug um den Geist zu beruhigen verstehen. Die meisten Mantras werden auf Sanskrit, der Sprache der Götter rezitiert. Sanskrit ist eine sehr komplexe und wunderschöne Sprache. Hier hat jedes Wort seinen Sinn, seinen Platz und seine Aufgabe. Ein wunderschönes Zusammenspiel von Worten, deren Aussprache Schwingungen erzeugt, die nachhaltig auf den Körper und Geist wirken. Ich habe Sanskrit an der Universität Heidelberg studiert, meinen Magister in Indologie gemacht und habe schon von Anfang an eine tiefe Bewunderung für diese Sprache empfunden. Die ersten beiden Semester saß ich jeden Tag 6 Stunden am Schreibtisch um die Komplexität dieser Sprache in meinen Körper zu hämmern. Und ich liebte es. Doch die Magie dieser Sprache habe ich erst in Indien zu spüren bekommen, als ich 6 Monate lang von einem Sanskritmeister gelernt habe. Er war Brahmane. Brahmanen sind traditionellerweise Priester, viele heutzutage üben natürlich andere Berufe aus, sie werden nur in diese Kaste geboren, aber mein Guru wuchs wirklich noch von Priestern umgeben auf und lernte schon sehr früh das Rezitieren von Mantras. Er sprach Sanskrit, welches nur noch wenigen, privilegierten Gelehrten vorenthalten ist. Und das erste Mal in meinem Erwachsenenleben erfuhr ich am eigenen Leib wie die Schwingungen dieser Sprache direkt in die Zellen meines Körpers eindrangen. Ich wurde von dem Singsang meines Gurus in eine Welt der Leichtigkeit und Zufriedenheit katapultiert. Von da an war ich ein für alle Mal großer Fan dieser Sprache.
Was sind Bijamantras?
Bija bedeutet übersetzt soviel wie Samen. Bijamantras sind kurze einsilbige Mantras, die keine Bedeutung in sich tragen, aber deren Vibrationen sich positiv und nachhaltig auf die Energiesysteme von Körper und Geist auswirken, deren Samen sozusagen zu transformierendem Wachstum beitragen können. Alles Leben im Universum besteht aus schwingenden Atomen. Ein Atom besteht zu 99,9% aus schwingender Energie. Das bedeutet, ganz einfach ausgedrückt, dass auch wir Menschen, zu einem Großteil aus Energie bestehen, denn unsere Zellen sind aus Molekülen zusammengesetzt und diese wiederum aus Atomen. Dadurch erklärt sich vielleicht auf einfache Art und Weise, warum Mantras eine so beruhigende und fast schon heilsame Wirkung auf unseren Körper haben. Wenn wir Schwingungen in unseren Stimmbändern erzeugen, erhöhen wir unsere Frequenz und können mit den Atomen um uns herum mitschwingen. Macht das für dich Sinn?
Was haben nun Bijamantras mit unseren Chakras zu tun?
Jeder, der sich mit Yoga beschäftigt, hat schon von den Chakras gehört. Sie sind feinstoffliche Energieräder, die sich vertikal entlang unseres vorderen Oberkörpers von der Beckenbodenregion bis zur Scheitelkrone befinden. Chakra bedeutet übersetzt soviel wie Rad. Man kann sich die Chakras wie einen Diskus vorstellen. Jedem Chakra werden Aufgaben im physischen, psychischen und feinstofflichen Körper zugeordnet. Und den Chakras werden auch Bijamantras zugeordnet. Es gibt – wie bei fast allem – verschiedene Auslegungen der Mantras. Ich schreibe hier von dem, was ich gelernt habe.
Die Chakras und ihre Bijamantras
Die Rezitation der Bijamantras in Kombination mit der Visualisierung der Chakras wirkt extrem beruhigend und stimulierend zugleich. Sie beruhigt das Nervensystem und stimuliert die feinstofflichen Energiekanäle des Körpers. Führt man diese meditative Übung regelmäßig durch, so ist man verbundener mit seinem Körper und präsenter und wacher im Alltag.
Die Rezitation erfolgt in einer bestimmten Reihenfolge:
Dem Sahasrara Chakra (über der Scheitelkrone) wird kein Mantra zugeordnet, weil es sich außerhalb des physischen Körpers befindet.
Es gibt verschiedene Auslegungen, in welcher Reihenfolge die Mantras gesungen werden, die Schule, der ich folge beginnt mit dem dritten Auge und springt dann nach unten zum Wurzelchakra und arbeitet sich von da an wieder nach oben zum dritten Auge.
Alle anderen sind wie folgt:
OM (Ajna (drittes Auge) Chakra)
LAM (Muladhara (Wurzel) Chakra)
VAM (Svadhisthana (Sakral) Chakra)
RAM (Manipura (Solarplexus) Chakra)
YAM (Anahata (Herz) Chakra)
HAM (Vishuddha (Hals) Chakra)
OM (Ajna (drittes Auge) Chakra)
Wie kann ich die Mantras anwenden?
Am besten wirken die Mantras natürlich, wenn man sie regelmäßig übt. Falls du schon eine regelmäßige Yoga- oder Meditationspraxis hast, kannst du die Rezitation der Mantras direkt davor oder nach deiner Praxis ausüben. Dies verstärkt die Wirkung deiner Praxis. Hast du noch keine regelmäßige Yoga- oder Mediationspraxis in deinem Alltag integriert, so ist vielleicht das Rezitieren der Bijamantras ein guter Einstieg für dich. Sie erleichtern aus meiner Sicht den Einstieg in die Meditation, weil der Geist, wie oben erwähnt, durch das Rezitieren und die Konzentration beschäftigt ist und weniger umherwandern wird. Man hat schneller ein Erfolgserlebnis und ist dadurch auch motivierter an der Praxis dranzubleiben. Fühle einfach in dich hinein und spüre, ob du dich mit dem Gedanken anfreunden kannst, diese Mantras zu rezitieren.
Wichtig, auch für erfahrenere Yogis ist, stets sanft im Geist, im Körper und bei der Atmung zu bleiben, sanft in der Beobachtung zu sein und sich nicht anzustrengen. Es geht meiner Meinung nach bei nahezu allen spirituellen und Achtsamkeitspraktiken darum, sich mit sich selbst zu verbinden, sich selbst zu spüren, den Körper wahrzunehmen, die Sinnesorgane feinzustimmen, und bei alledem trotzdem alles so sein zu lassen wie es ist, nur beobachten und erspüren, was man für sich selbst herausziehen kann, was einen selbst im Wachstum fördert.
In diesem Sinne, bleibe in deiner Wahrnehmung sanft, beobachte und versuche das Potential in einer Situation zu sehen, das Potential zum Wachstum, und wenn du total aufgerüttelt bist und nicht weiter weißt, setzt dich an einen ruhigen Ort, schließe die Augen und verbinde dich mit den Schwingungen, die dein Körper durch das Singen der Bijamantras erzeugt. Unten findest du eine Videoanleitung von mir.
Alles Liebe,
Harini
Wenn du wissen möchtest, wie du die Mantras üben oder sie in deine Yogapraxis integrieren kannst, schaue dir gerne mein Video dazu an.