Was hat eine Wespe mit deinem Nervensystem zu tun?

 

Ich sitze hier in einem schönen Café und frage mich gerade, was mit der Menschheit passiert. Egal, wo ich hinschaue, sehe ich Angst und Stress. Gestern durften meine Kinder und ich eine Mutter beobachten, die voller Panik ihr Kleinkind aus dem Buggy riss und auf dem Boden wälzte, wirklich hin und her rollte, um eine Wespe loszuwerden. Dieser Junge war völlig fassungslos und schrie, weil seine Mutter so impulsiv mit ihm umgegangen ist, er war eindeutig nicht von dieser Wespe irritiert, sondern von der Tatsache, dass seine Mutter ihm sein Eis aus der Hand riss und ihn wild auf dem Boden rollte. Natürlich kenne ich die Hintergründe dieser Mutter oder des Kindes nicht, vielleicht würde der Junge auf einen Wespenstich mit einem anaphylaktischen Schock reagieren, vielleicht hat die Mutter traumatische Erfahrungen mit Wespen gemacht, nichts desto trotz beobachte ich, wie immer mehr Menschen in Panik geraten, wenn sie diese kleinen Flugwesen sehen. Ich muss gestehen, dass ich sie und die Art und Weise wie sie essen stets in Bewunderung betrachte, ich sehe sie nicht als gefährlich an, ja ich bin mir bewusst, dass sie sehr aggressiv werden können und auch den Menschen angreifen können, aber das würden sie, wie übrigens die meisten Tiere, nur tun wenn sie sich bedroht fühlen. Ich bin auch manchmal genervt, wenn sie um meinen Mund oder den Mund meiner Kinder schwirren, kann aber jedes Mal beobachten, dass, wenn wir ruhig bleiben, die Wespen relativ schnell wieder verschwinden. Sie spüren die Ruhe und werden selbst ruhiger.

 

Warum reagieren wir so auf Wespen?

 

Die Szene gestern hat mich zu einem Gedankengang inspiriert: Warum reagieren immer mehr Menschen so panisch auf Wespen? Sie stechen, ja. Es schmerzt, ja. Aber wenn man nicht allergisch ist, könnte man doch einen Stich hin und wieder vertragen, oder? Ich wurde im Übrigen dieses Jahr schon dreimal von einer Biene gestochen. Das gehört nunmal zum Sommer dazu, Bienen, Schnaken, Hornissen und eben auch Wespen. Aber es gehören eben auch laue Sommernächte, Sonne, Wasser, Spaß, Lachen, eine bunte Natur, leckere Früchte und so vieles mehr dazu.

Du fragst dich jetzt vielleicht, was hat diese Wespe mit mir zu tun? Heute gilt Stress als eine der häufigsten Zivilisationskrankheiten. Stress, bzw. die körperlichen Manifestationen von Stress werden inzwischen als chronische Krankheit definiert. Und diese Krankheit manifestiert sich bei immer mehr Menschen und leider inzwischen auch bei immer mehr Kindern. Warum sind wir alle so gestresst und was passiert im Körper bei einer klassischen Stressreaktion?

 

Unser Nervensystem und die Wespe

 

Die Stressreaktion ist evolutionsbiologisch gesehen DIE Reaktion im Körper, die unser Überleben sichert. Kommt der Mensch in eine lebensbedrohliche Situation, muss der Körper sofort reagieren können. Unser Gehirn wertet die Informationen, die es über die Sinne bekommt, aus, stuft sie als gefährlich ein, schickt neurologische Impulse an die Nebennieren, diese schütten die Hormone Adrenalin und Cortisol aus, die das Herz schneller schlagen lassen, den Atem abflachen, alles Blut von der Körpermitte und den Organen in die Extremitäten schicken, die Verdauung stoppen, die Muskelaktivität erhöhen. Und noch einige weitere Reaktionen hervorrufen. Diese Reaktion dient dazu den gesamten Organismus auf eine Flucht oder Kampfreaktion vorzubereiten. Zu Zeiten als der Mensch noch Feinde in der Natur hatte, war das enorm wichtig, um das Überleben der Menschheit zu sichern. Der Körper, wie übrigens alles Leben auf diesem wunderbaren Planeten, hat nur eines zum Ziel: überleben. Das Problem hierbei ist, dass das Gehirn nicht von realer und gedanklich/ emotionaler Gefahr unterscheiden kann. Es kann also nicht unterscheiden, ob nun wirklich ein Säbelzahntiger oder dein Chef, den du einfach nicht ausstehen kannst, vor dir steht. Die Stressreaktion ist dieselbe. Das wiederum belegt, dass auch Gedanken, bzw. Gefühle wie Angst, Wut, Frust, Hass, Neid, Minderwertigkeit, Mutlosigkeit uvm ähnliche Reaktionen im Körper auslösen. Sobald das Gehirn bzw wir mit unseren Gedanken immer und immer wieder in den gleichen Emotionen kreisen, reagiert der Körper immer und immer wieder mit dieser Stressreaktion. Denn, wie eben erwähnt, kann das System nicht unterscheiden, ob der Körper einer realen Gefahr des Umfelds oder einer imaginären Gefahr der Gedanken und konditionierten Emotionen ausgesetzt ist. Eine wiederholte Stressreaktion und die dauerhafte Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Cortisol schwächen und überreizen das System. Der Körper ist permanent auf den Fokus ausgerichtet und auf der Suche nach Gefahren. Er hat nicht mehr die Kapazitäten, in einer Situation kurz zu reflektieren, ob die Gefahr, die er wahrnimmt, eine Lebensbedrohliche ist. Man verliert den peripheren Blick und die Fähigkeit, eine Situation außerhalb der Struktur oder Box zu betrachten. Und genau hier kommt unsere Wespe ins Spiel. Die Wespe ist sozusagen ein Spiegel für unser Stresslevel und unsere Trennung von den wesentlichen Strukturen des Lebens. Was stellt eine lebensbedrohliche Gefahr dar? Was nehme ich nur aufgrund meiner Muster als Gefahr wahr? An welcher Stelle übernehme ich unbewusst die Handlungen und Reaktionen meines Umfelds?

 

Unser Körper – der Tempel, in dem die Seele wohnt

 

Ich habe das starke Gefühl und kann dies auch in meinen Beobachtungen und Coaching Gesprächen wahrnehmen, dass sich sehr sehr viele Menschen den Großteil ihres Tages in der Stressreaktion des Nervensystems befinden. Teilweise so sehr, dass sie bei der Sicht einer Wespe ihr Kind panisch über den Boden wälzen. Oder bei kleinsten Ungereimtheiten, die Fassung verlieren (das ging mir jahrelang so). Oder einfach (und das ist nicht einfach, sondern sehr schwerwiegend) nicht mehr wissen, wer sie überhaupt sind (auch diese Erfahrung musste ich machen, ich habe mich total verloren und habe nur noch für meine Kinder und meinen Mann gelebt und gehandelt). Das System hat keine Möglichkeit nach Innen zu kehren, zu reflektieren, was los ist, zu erkennen, wer man selbst ist, zu erörtern, wo man hin möchte. Denn das sind alles Fragen, die nicht in einer lebensbedrohlichen Situation (unserer Stressreaktion) gestellt werden können. Hier geht es ausschließlich darum zu überleben, nicht darum (sein wahres Selbst) zu leben.

Ich möchte an dieser Stelle nochmal betonen, wie wichtig diese Reaktion des Körpers ist, um unser Überleben zu sichern. In der heutigen Welt sind wir allerdings keinen Gefahren aus der Umwelt mehr ausgesetzt. Zumindest hier in Mitteleuropa geht es uns ziemlich gut, unser Überleben ist gesichert. Die einzige Gefahr, der wir ausgesetzt sind, sind wir selbst. Wir und unsere Gedanken Karusselle. Wir und unsere Stressreaktionen. Wir und unsere konditionierten Muster. Und leider reicht das Bewusstsein alleine nicht aus, um aus diesem Stresssystem wieder auszubrechen. Wir dürfen dem Körper wieder Raum geben, in sein natürliches Gleichgewicht zu kommen. Wir dürfen ihn für das Erkennen, was er ist: der Tempel, in dem unsere Seele wohnt. Und welche Seele möchte schon in einem Tempel wohnen, der permanent von Stressreaktionen beschossen wird?

 

Wie siehst du das?

Alles Liebe,

Harini

In vibrational you – meinem Gruppen Coaching Programm lernen wir Stück für Stück artgerechte Gewohnheiten zu implementieren, die uns wieder mehr mit unserer Essenz und den Grundbedürfnissen unseres Körpers in Verbindung bringen. Einer der intensivsten Erfahrungen hierbei ist es wieder Raum zu schaffen, Raum in unserem Körper – um mehr Energie zu haben, Raum in unserem Nervensystem  – um wieder zu entschleunigen, Raum in unserem emotionalen Körper – um wieder reflektieren zu können und Raum für uns Selbst – um unser wahres Potential zu leben.

Meine erste Runde beginnt am 06.10.22, es gibt noch freie Plätze. Hier kannst du dir einen Termin für ein kostenloses Klarheitsgespräch machen.